brand eins entzaubert Moleskine
Jedem Moleskine-Käufer fällt sie in die Hände: die Geschichte des legendären Notizbuches, in dem schon berühmte Denker und Künstler wie Hemmingway, Picasso, Oscar Wilde und Sartre ihre Ideen und Notizen verzeichneten. Diese wunderbaren, einzigartigen Bücher würde es nicht mehr geben, wenn nicht der Hersteller Modo & Modo die alte Tradition der schwarzen Notizhefte Ende der 90er Jahre fortgesetzt hätte.
Die brand eins seziert dieses Mysterium in der aktuellen Ausgabe 02 Februar 2008 als geschicktes Storytelling Marketing. Die Papeterie in der Rue de L'Ancienne Comédie, das »carnet moleskine«: alles Details aus dem Roman Traumpfade von Bruce Chatwin, keine historisch belegbaren Fakten. brand eins dazu:
Die Botschaft ist eindeutig: Moleskine ist der selbstlose Partner der Kreativen. Wer eins der Notizbücher kauft, erwirbt nicht nur einen Ort für seine Notizen, sondern wird dadurch selbst zum Kreativen. Verständlich auch, dass die Moleskine-Hefte nicht preiswert sein können. Schließlich überträgt sich der hohe Preis auf die Bedeutung der Gedanken, die sein Besitzer einträgt. Und so auf den Besitzer selbst.
Der kleine Lieferant, das Familienunternehmen aus Tours, welches keine neuen Notizbücher mehr erhielt - suggeriert kleinteilige Liebe zur Traditionsunternehmen. Heute werden die Bücher in großen Fabriken in der Volksrepublik China gedruckt.
brand eins verschweigt allerdings auch nicht, dass diese »Enthüllungen« kalter Kaffee sind: die Diskussion darüber im Netz ist längst durch. Wer kauft also noch ein leeres, kleines Schreibheft für zwölf Euro?
Es sind in der Tat die Kreativen, die Kunden, die ihr Notizbuch lieben, die Künstler, die aus den leeren Seiten auf Bahnfahrten wahre Kunstwerke entstehen lassen. Die digitale Bohème, die in ihren Moleskines die Geschäftsideen für die Wissensgesellschaft skizzieren und die Dichter, die es in einer Hochgeschwindigkeitszeit schaffen, einen kostbaren Augenblick zwischen zwei schwarzen Buchdeckeln einzufangen.
Am Ende des Tages schließen sie das Buch mit dem Gummiband und werden lächelnd die nächste Moleskine kaufen, um ihre wertvollen Ideen angemessen festzuhalten. So wie auch ich.