33C3 worked for me

Wie es so schön heißt, habe ich »zwischen den Jahren« ein paar Tage im Hacker-Utopia des Chaos Communication Congress verbracht. 33C3, der dreiunddreißigste seiner Art, der dritte für mich. Erneut lud das – zu einem vollvernetzten Eldorado umgebaute CCH – Nerds und HackerInnen ein, zu lernen, sich auszutauschen und neue Erfahrungen zu sammeln. Erneut hat mich die schiere Dichte an Ideen und Details umgehauen.
Das Kongresspublikum ist in wirklich jeder Hinsicht bunt und divers, ebenso die Themen. Und ich traf wieder ausnahmslos angenehme und freundliche Menschen. Am Junghackertag – ich war in Begleitung eines ebensolchen unterwegs – wurde mir das noch einmal besonders deutlich: »Einige sehen hier ja ganz schön brutal aus«, hörte ich da. »Aber wenn man mit ihnen redet, sind alle total nett und hilfsbereit.«
Was sich nicht vermeiden ließ, obwohl ich ursprünglich kein großes Interesse daran hatte: das #ThereIsNoGame hat mich absorbiert. Soweit ich sehen kann, gab es dieses Nicht-Spiel, eine Art Schnitzeljagd, erstmalig parallel zum Kongress.
Man kam an den Menschen nicht vorbei, die USB-Schlüssel in merkwürdige PIN-Pads steckten, im Dunkel der Lounge nach verborgenen Schaltern suchten. Beim staunenden Beobachten wurde ich aus dem Stand weg von einer Bande adoptiert und mit Aufgaben versorgt. Wir erkundeten geheime Räume, knackten Schlösser. Unbekannte Fremde steckten mir plötzlich Briefumschläge mit Mathe-Rätseln (!), Puzzleteilen und Nachrichten zu. Hinter den Standuhren auf der 1st Floor des CCH fand ich weitere Hinweise und konnte so ein geheimes Versteck mit blauen Flüssigkeiten für die Quelle öffnen. Um mich kurz danach konfetti-bestreut auf einer Toiletten-Party wiederzufinden … Das Kongress-Wiki zeigt, welche Überraschungen dieses faszinierend-irritierende Rahmenprogramm noch so beinhaltete – und: auf t4l3.net soll die Idee weiterleben.
So schnell, wie ich übrigens bei #ThereIsNoGame über eine Messenger-Gruppe mit dem Spielgeschehen vernetzt war, so offenbarte sich auch hier das Dilemma: die Mitglieder meiner Bande fragmentierten zu etwa gleichen Teilen auf Signal, WhatsApp und Threema. IRC und XMPP wären auch noch im Angebot gewesen. Trotz der total technik- und privacy-affinen Kongressteilnehmer bleib dieses Problem auch hier ungelöst, vermutlich weil: works for me.
Aus der Vielzahl der großartigen Vorträge habe ich hier nun einige zusammengestellt, die ich in diesem Jahr als sehenswert oder inspirierend erachte:
- Konzeptionelle Sicherheitsschwächen in der Umsetzung der N26 Banking-App
- Volkswagens Dieselgate, ein Jahr später. Es ist ein Sumpf.
- Lockpicking IoT-Devices, super Einführung in das Thema IoT
- SPIEGEL Mining: Meta-Daten-Analyse von SPON-Artikeln
- ESA, der Mond und darüberhinaus, großartiger Vortrag über die strategische Ausrichtung der ESA von ihrem Generaldirektor Jan Wörner.
- Methodisch inkorrekt: Wissenschaftsgala, total schräg aber hoher Unterhaltungswert
- Infrastruktur-Review Just wow!
Wem es an Zeit und Lust fehlt, dem sei das 33C3-Spezial des Chaosradio-Podcasts ans Herz gelegt. Bei 1,5-facher Wiedergabegeschwindigkeit im Podcast-Player kriegt man hier in einer guten Stunde eine schöne und knackige Kongress-Zusammenfassung auf die Ohren.
Bemerkenswert übrigens, dass ein Teil der Software, die der CCC für den Congress gebaut hat, auf GitHub zu finden ist:
- Das Kassen- und Ticketsystem c6sh
- Das Engelsystem zur Einsatz- und Schichtplanung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer
- Info-Beamer: ein CMS zum bespielen der Info-Monitore
Zum Abschluss noch etwas nerdiges: So hat sich der 33C3 elektromagnetisch angehört: